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Verkehr im Alten Land

Die Verkehrssituation im Alten Land ist vertrackt. Zwischen den Seehäfen Cuxhaven, Bremerhaven und Wilhelmshaven im Westen sowie Hamburg im Osten wälzt sich der Verkehr via Stade durch die von Obstbauern landwirtschaftlich und gleichzeitig touristisch geprägte Region. Seit Fertigstellung und Freigabe der Ortsumgehung Finkenwerder, Standort der Airbus-Werke im Hamburger Südosten, hat sich die Situation weiter verschärft. Kernproblem aber ist, dass sich die A26 von Stade Richtung Hamburg noch im Bau befindet und selbst bei planmäßigem Fortschritt erst Ende 2022 an die A7 angebunden wird. Frühestens danach ist mit einer spürbaren Entlastung des nachgeordneten Straßennetzes im Alten Land zu rechnen. Die dortigen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, gebaut auf so genanntem “Puddingboden”, geben unter der Last des Schwerlastverkehrs nach. Dass die A26 bei Jork teilgeöffnet wurde, hatte zur Folge, dass sich der Verkehr nun verstärkt durch kleine Straßendörfer wälzt.

Anfang 2015 beauftragte das Land Niedersachsen das Dortmunder, Büro IKU_DIE DIALOGGESTALTER, zunächst mit der Erstellung einer Interessenanalyse und schließlich – aufbauend auf deren Ergebnissen – mit der Konzeption und Durchführung eines Dialogprozesses. Der Grund: Viele Bewohner des Alten Landes hegten Misstrauen gegenüber den Straßenverkehrsbehörden. Der Vorwurf: Niedersachsen und Hamburg würden zu wenig miteinander reden. Der Landkreis Stade rede zu wenig mit dem Landkreis Harburg und der Stadt Buxtehude. Und mit ihnen, den betroffenen Bürgern, rede man schon gar nicht.

Um diese “Sprachlosigkeit” zu beenden, legte IKU einen mehrgliedrigen Dialogprozess auf. Die Kommunikationsexperten riefen als zentrale Schalteinheit ein zentrales Gremium zusammen: den Behördenkreis. Teilnehmer: Die Länder Niedersachsen und Hamburg, die Landkreise Stade und Harburg sowie – als Straßenbaulastträger in der Region – die Hansestadt Buxtehude und die Gemeinde Neu Wulmstorf. Und, ganz wichtig, VertreterInnen der Bürgerinitiativen im Alten Land sowie in Rübke. Zweites Ziel neben dem miteinander Reden war das Erarbeiten eines abgestimmten Fahrplans für Maßnahmen an der A26 und im nachgeordneten Netz bis zur geplanten Fertigstellung der Autobahn. Eine Art Baumaßnahmenkarte als “lebendes Dokument”, die kontinuierlich an die tatsächliche Entwicklung angepasst wird.

Flankiert wurden die vier Sitzungen des Behördenkreises durch zwei “Verkehrsforen”: öffentliche Diskussionsveranstaltungen, auf denen sich die Bewohner des Alten Landes aus erster Hand informieren, Fragen stellen und Antworten einfordern konnten. Zusätzlich hat IKU im Rahmen eines Hearings zum Thema “Wirtschaftsverkehr” bei Unternehmen und Wirtschaftsverbänden in der Region deren Probleme, Forderungen und Ideen abgefragt und die Ergebnisse der Befragung in einer Veranstaltung mit einem Expertenpodium zur Diskussion gestellt.

Die Ergebnisse und Erkenntnisse nach eineinhalb Jahren Dialogprozess:

Der Maßnahmenfahrplan liegt vor. Er erfährt regelmäßige Updates und wird auf dieser Website so aktuell wie möglich dargestellt.
Die Behörden reden miteinander. Die Behörden reden mit den Bürgern. Die Bürgerinitiative sagen heute: Es gibt eine Gesprächskultur auf Augenhöhe. Wenn sie Probleme haben, finden sie Gehör. Türen haben sich geöffnet.

Parallel zum Dialogprozess fand eine Schlichtung in Dammhausen statt. Dort waren die Fronten besonders verhärtet. Die Bürger drohten dem Land ob der Verkehrsbelastung mit einer Klage gegen die Teilöffnung der A26. Die Klage ruht nun. Alle Beteiligten haben sich nach Vermittlungsgesprächen schriftlich auf eine Erklärung verständigt, die eine Entlastung, vor allem aber mehr Sicherheit für die Menschen in Dammhausen bringen soll.
Es gibt keine einfache Lösung. Auch das ist ein Resultat der intensiven Diskussionen – wenn auch keines, das für Jubelschreie sorgte. Die Beteiligten haben einsehen müssen, dass eine wirkliche Entlastung erst eintreten kann, wenn die A26 fertiggestellt und an die A7 angebunden ist.
Bis dahin, bis Ende 2022 also, muss man dennoch nicht in Tatenlosigkeit erstarren. Um sicherzustellen, dass jederzeit Transparenz über die Planungen herrscht, Informationen über Baumaßnahmen so frühzeitig fließen, dass sie gut miteinander abgestimmt werden können, wird der Dialogprozess im Behördenkreis fortgeführt; wenn auch künftig in etwas größeren Abständen.

Über Projekt-Neuigkeiten können Sie sich unter www.dialog-a26.de. Unter “Aktuelles” können Sie dort den Prozess der vergangenen eineinhalb Jahre chronologisch nachvollziehen. Im “Download”-Bereich gibt es alle wichtigen Protokolle, Dokumente und Präsentationen und unter “Presse” können Sie sich durch die mediale Berichterstattung klicken. Auch hier wird stetig aktualisiert.